Unabhängiges Coaching für behinderte Studierende und Absolvent:innen in den Niederlanden

Studeren en Werken op Maat (Individualisiertes Studieren und Arbeiten; SWOM) ist eine niederländische Organisation, die Coaching für behinderte junge Berufstätige anbietet. Sie arbeitet mit Universitäten und anderen Organisationen zusammen, um Studierende und Hochschulabsolvent:innen beim Abschluss ihres Studiums, bei der Arbeitssuche und bei der Bewältigung anderer Lebensprobleme zu unterstützen. Etwa 70 % ihrer Kund:innenn haben eine Autismus-Diagnose. Wir sprachen mit der erfahrenen SWOM-Coach Irene Stortenbeek, über den Erfolg des Projektes.

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In den Niederlanden verweisen einige Universitäten autistische Studierende an externe Dienstleister, anstatt selbst eine spezialisierte Berufsberatung anzubieten. Die Personen können auch von anderen Organisationen überwiesen werden, und die Bezahlung kann über ein persönliches Budget erfolgen, das mit dem Sozialamt der Gemeinde vereinbart wird, oder über andere Mittel.

Wie funktioniert das Job-Coaching?

SWOM bietet Job-Coaching vor, während und nach dem Bewerbungsprozess. Ein wichtiger erster Schritt ist die Erstellung eines Profils, in dem festgelegt wird, was Klient:innen brauchen, um möglichst effektiv arbeiten zu können. Dadurch wird sichergestellt, dass es eine klare Kommunikation mit dem Coach darüber gibt, wie Autismus die Klient:innen beeinflusst. Außerdem gewährleistet es eine klare Kommunikation mit (zukünftigen) Arbeitgebern und Kolleg:innen.

SWOM führt junge Berufstätige mit einem intensiven Projekt (durchschnittliche Dauer von fünf Monaten) in die Phase, in der sie erfolgreich in eine Vollzeitstelle einsteigen können, die ihren Kompetenzen und ihrer Beschäftigungsfähigkeit entspricht.

Sobald Klient:innen eine Stelle gefunden haben, organisiert SWOM regelmäßige Bewertungen mit Arbeitgeber und Arbeitnehmenden, damit etwaige Probleme erkannt und behoben werden können. Ein Beispiel: Ein IKT-Absolvent, der in seinem ersten Job feststellte, dass das typische IKT-Umfeld zu schnelllebig und zu stimulierend war. Er braucht mehr Zeit für die Einarbeitung, Reflexion und Bewertung. Dies sind die Arten von Problemen, die mit einem besseren Verständnis von Autismus seitens des Arbeitgebers und einigen Anpassungen am Arbeitsplatz gelöst werden könnten.

Was macht es so wirksam?

Da SWOM eine unabhängige Organisation ist, kann sie freier mit den verschiedenen Interessengruppen und ihren Klient:innen kommunizieren und verhandeln. Zu den wichtigen Akteuren gehören beispielsweise die Universität, Arbeitgeber, Stadtverwaltungen, die nationale Sozialversicherungsanstalt und Sozialämter.

Sie haben auch gelernt, dass soziale Unterstützung für die Kunden wichtig ist. SWOM organisiert ein Buddy-Netzwerk für seine Kunden und veranstaltet Treffen zu wichtigen Themen für junge Berufstätige, z. B. zum Umgang mit den eigenen Finanzen.

Tipps für aktuelle Studierende und Absolvent:innen

  • Ermitteln Sie, was Sie brauchen, um möglichst effektiv und nachhaltig zu arbeiten (verwenden Sie die IMAGE-Profilerstellungswerkzeuge)
  • Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber offen über Ihren Autismus und erklären Sie ihm, wie er sich auf Ihren Alltag auswirken könnte.
  • Teilen Sie den IMAGE-Leitfaden für Arbeitgeber mit Ihrem Arbeitgeber, um dessen Verständnis für Autismus zu verbessern

Tipps, die Sie mit Arbeitgeber:innen teilen können

  • Nehmen Sie den Autismus an und verstehen Sie die positiven und negativen Auswirkungen, die er für jede:n Klient:in haben kann.
  • Konzentrieren Sie sich auf das, was die Mitarbeitende brauchen, um einen Arbeitsplatz zukunftsfähig zu machen – das können Anpassungen am Arbeitsplatz sein oder eine verkürzte Wochenarbeitszeit.